Werdenfelser Geschichten
- Details
- Zugriffe: 358
Als Ende des 19. Jahrhunderts der Bau der Bahnverbindung zwischen München und Partenkirchen abgeschlossen wurde, kam auch zunehmend der Fremdenverkehr ins Werdenfelser Land. Viele der Besucher kamen direkt aus der Landeshauptstadt München und insbesondere fanden immer mehr Bergsteiger und Kletterer den Weg nach Süden. Schon länger zogen die Berge wie ein Magnet diese Berg-Abenteurer an. Als Folge entstand im Werdenfelser Land dadurch das Berufsbild des Bergführers. Bis dahin hatten einheimische Burschen, viele davon ehemalige Hirten, oft ohne besondere Lizenz oder Ausbildung und nur aufgrund ihrer Erfahrung, die Fremden in „ihre“ Berge geführt und begleitet. In den folgenden ca. 20 Jahren entstanden dann Bergführervereine, die ihre Mitglieder ausbildeten und auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorbereiteten. Von Anfang an wurde diesen Bergfexen im Ort großer Respekt entgegengebracht. Die Legendenbildung und hohe Verehrung der Wirte des Münchner Hauses Anselm Bart sen., dem „Zugspitzvater“ und seinem Sohn, genannt „der Schutzengel des Höllentals“, die heldenhaft Hunderte von Menschen aus Bergnot gerettet hatten, trug dazu natürlich bei.
- Details
- Zugriffe: 368
In der unteren Ludwigstrasse lebte in den sechziger Jahren in einem alten Bauernhof ein altes Geschwisterpaar. Die Resi und der Josef waren beide das ganze Leben ledig geblieben und führten ein fast schon als ärmlich zu bezeichnendes, sehr bescheidenes Leben. Und das obwohl sie hinsichtlich der ihnen gehörenden Häuser und Grundstücksflächen eigentlich eher zu den wohlhabendsten Bauern im Ort zählten. Einige dieser Grundstücke wurden noch zum Kartoffelanbau auf den meist steinigen Böden des Werdenfelser Tals genutzt, und Bruder Joseph pflügte auch im höheren Alter mit dem einzigen noch im Stall stehenden Ochsen einige seiner Felder. Dieser Ochse war so groß, dass er nicht durch die im großen Tennentor eingelassene Haustüre passte und man musste dieses grün gestrichene, große Tor, das eigentlich als Zufahrt für landwirtschaftliche Fahrzeuge gedacht war, öffnen um das Tier hinauszuführen. Dieser Ochse hatte außerdem eine Eigenheit: er ließ sich nur vom Joseph führen, von niemandem sonst.
- Details
- Zugriffe: 381
Der Bauerngirgl war stolzer Besitzer eines der schönsten Höfe in Mittenwald und hatte sich zusätzlich einen guten Ruf als Viehhändler im Werdenfelser Land erworben. Er war wohlbekannt und obwohl, oder gerade weil er ein Schlitzohr war, auch respektiert und geschätzt. Er galt halt als “Oaner vo ins“. Seine Geschäfte liefen auch deshalb bestens und konzentrierten sich insbesondere auf Mittawoid und Bauern aus den befreundeten Gemeinden Partenkirchen und Grainau , weniger auf die, -wie er sie nannte-„Garmischer Largerer“ die er - warum auch immer - nicht besonders mochte. Seine Geschäfte liefen bestens. Regelmäßig besuchte er die diversen größeren regionalen Viehauktionen, war aber vorher bereits bei den lokalen Bauern unterwegs um im persönlichen Gespräch bei dem einen oder anderem Bier und einer gschmackigen Pris Schmalzler die Verkaufs- und Kaufabsichten der Bauern auszuloten.
- Details
- Zugriffe: 406
In den 70er-Jahren schuf die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen für Jugendliche und Studenten aus dem Ort eine Verdienstmöglichkeit während der Sommerferien. Hierfür wurden auf dem Aus¬sichtsberg Wank eine Vielfalt von neuen Wanderwegen angelegt. Vorarbeiter waren Gemeinde¬angestellte und bald bezeichnete man den aus etwa 20 Mann zählenden jungen Haufen der Wege¬bauer im Ortsteil Partenkirchen als „die Wankerer“ oder die „Wejgarar“. Die Kurverwaltung hatte, Zufall oder nicht, einen Trupp einem Ur-Garmischer unterstellt, den anderen einem Ur-Partenkirchner, Chef des Ganzen auf dem Partenkirchner Sunnaberg war aber selbstverständlich ein Partakurcha. Diese Respektsperson wurde von allen nur „da Capo“ genannt. Er war nicht nur ein begnadeter Radischneider („Der Duifi muass hiana“), sondern hatte bisweilen seine liebe Mühe den ganzen Haufen mit seiner freundlichen aber bestimmenden Autorität beieinander zu halten, denn sehr schnell entwickelte sich zwischen dem Garmischer und dem Partakurcher Bautrupp ein satter Wettbewerb: Wer baute die besseren Wege? Wer konnte die besseren Böschungen anlegen? Wer besser im Holz arbeiten? Wer kam schneller voran?
- Details
- Zugriffe: 376
Die Mari war im ganzen Ort bekannt und auch beliebt. Sie war geistig ein wenig zurück geblieben, hatte trotz ihrer rund 40 Jahre schon ein wenig schütteres Haar, auch die eine oder andere tiefe Falte hatte sich bereits in ihr eigentlich recht hübsches Gesicht gegraben. Und sie hatte einen kleinen, aber gut sichtbaren Buckel. Für ihren Lebensunterhalt schnitzte sie kleine Amulette aus dem angeblich den bösen Blick abwendenden Eschenholz, das sie selbst in den Bergwäldern gesammelt hatte. Auch legte sie Tarotkarten um Zukünftiges vorherzu¬sagen und verstand sich darauf, manch seltsame Dinge zu deuten.
- Details
- Zugriffe: 363
An einem kalten Wintermorgen Anfang der siebziger Jahre fand der Franziskanerpater Anaklee sie in den frühen Morgenstunden bewusstlos auf dem Boden liegend, direkt vor dem Altar des heiligen Antonius, des sogenannten “Schlampertoni“, dem Schutzheiligen der kleinen Leute von Partenkirchen. Die alte Frau war völlig unterkühlt und wurde, noch in der Morgendämmerung, sofort in das Krankenhaus Partenkirchen gebracht. Doch was hatte das alte, kleine, vom Alter bereits gebeugte Weiberl mit ihrer Faltenmaske allein in den frühen, eiskalten Morgenstunden in der Wallfahrtskirche oberhalb von Partenkirchen zu suchen? Sie suchte Vergebung, Rettung und die Hilfe vom wundertätigen Antoni. Seit rund 60 Jahren! Täglich. Morgens um 06.00 Uhr. Bei jedem Wetter.
Weitere Beiträge …
Seite 2 von 3