Oder ging es eher um eine Antwort mit eher philosophischem Inhalt, nicht um den Fortbestand des sinnlich Leiblichen sondern um die Unsterblichkeit des reinen Denkens an sich? Hat Friedrich Zwo sich deshalb der Instrumente seiner arabischen Kriegsgegner so sehr verschrieben und bedient? In dieser Hochkultur stand die Zahl 6 für „Wahl“, die Zahl 8 für unendliche Ewigkeit. Und deshalb dominiert sie in Castel del Monte überall: 8 Türme, pro Stockwerk acht Räume, die diese verbindenden Treppen 44, 4+4, an der Zahl. Die liegende 8 ist wie eine Waage zweier gegenpoliger Gewichte die sich ständig und final stets aufheben, wie Tod und Leben, ein Sein in der Lemniskate. Die Bilder aus den rund 3000 Jahre älteren ägyptischen Darstellungen in denen der schakalköpfige Gott Anubis das Menschenherz gegen eine Feder aufwiegt, drängen sich auf.Erst wenn diese Waage aus dem ewigen Gleichgewicht geraten würde, hätte das unendliche Leben und Denken ein Ende, könnte nicht mehr „dort“ gelebt werden, wäre „hier“ alles zu Ende gedacht, könnte der Verstorbene nicht mehr in seinen Werken und Wirkungen endlos fortdauern. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass ein so hochgebildeter, weltoffener Mensch wie Friedrich genau von seiner Endlichkeit wusste, wollte er mit seinem „Ewigkeitskastell“ also ein abstraktes Gegengewicht in Form ewiger Erinnerungswerte schaffen? Ein lebendiger Toter werden? Hat er, der so tief in der Wirklichkeit verwurzelte, ein träumerisches, in der Phantasie mündendes „Gegengewicht“ für seine eigene Seelenwelt gebraucht? Daher die Vermengung von Rational- Astronomischem im Uhrzeigersinn mit dem exakt gegenläufigen Emotional- Astrologischem? Der einzige Zugang zu seinem Oktagon- in östlicher Richtung angebracht- wird von zwei zähnefletschenden, dämonisierten Löwen bewacht, Symbolen der lebensspendenden Sonne, die sich jeden Tag aufs Neue aus sich selbst gebiert. Und im Westen, wo sie täglich untergehend „stirbt“? Meterdicke Mauern, die kein Eindringen ermöglichen. An der genau berechneten Ausrichtung der 8 Türme ist die exakte Tageszeit ablesbar, die bevorstehende Bedrohung von Aussen im zeitlichen Jahreslauf genau antizipierbar. Dennoch…Friedrich Zwo ist vor gut 750 Jahren gestorben. Physisch.
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Acht
Reflexionen über einen Besuch in Apulien.
Das Oktagon des Staufers Friedrich Zwo! Alles in Acht. Also unendlich. Unendlich heißt nicht sterblich. Nicht sterblich sein bedeutet den Tod überwinden. Deshalb trotzt das Stauferschloss mitten in der Welt der Lebenden, der Diesseitigen, wie eine schier unangreifbare Festung- niemand der nicht willkommen ist, kann Einlass finden. Sollte damit die Frage der Unsterblichkeit beantwortet werden? Und das in einer Zeit, wo der Glaube, die kirchliche Lehre noch so eine Autorität war, dass der Mensch selbst das, was er seiner Vernunft nach als absurd erkannte, dennoch dachte glauben zu können oder besser: zu müssen?