Hellblaue Eisgiganten

Die STELLA AUSTRALIS ist ein modernes Expeditionsschiff der besonderen Art. Die maximal 200 Gäste bereisen die Fjorde und Buchten entlang der chilenischen Magellan-Straße und des Beagle-Kanals, dank ihres geringen Tiefgangs von knapp drei Metern, kann das Schiff als einziges tief in diese Meeresarme vordringen. Anderen Schiffen sind diese Passagen aber ohnehin verwehrt, weil lediglich die umweltfreundliche STELLA AUSTRALIS die exklusive Genehmigung erhalten hat diese Gewässer zu befahren. Etwa 500 Meter vor den Gletschern dieser Fjorde wird dann Anker geworfen und die Gäste mit einem Zodiac-Gummiboot in einer, ein wenig abenteuerlich anmutenden Fahrt, wasserfest in orange Schwimmwesten verpackt, an Land bzw. zu einer Landzunge nahe an die Gletscher gebracht. An dem atemberaubenden, hellblau strahlenden Eisgiganten, dem tief in einem Fjord der Darwin-Kordilleren gelegenen Pia-Gletscher, werden die Gefühlswelten der Reisenden wieder aufs Stärkste beansprucht: eine Dame fängt ob des unbeschreiblichen Anblicks hemmungslos zu weinen an, andere Urlauber stehen wortlos staunend vor dem Eisgebirge, jedem ist bewusst, dass es eine größere Machtdemonstration der Natur nicht geben kann. In die Stille hinein knackt es immer wieder deutlich vernehmbar – der Gletscher scheint tatsächlich zu atmen!

Wie die Reisenden am Vorabend aus dem packenden Lektorat des jungen und engagierten Naturforschers Xavier gelernt haben, bewegt sich ein Gletscher unablässig, mahlt auch härtestes Gestein zu Mehl, verändert sich kontinuierlich und …. schmilzt. Xavier hatte sympathisch und populärwissenschaftlich erläutert, was der Gast jetzt zu sehen und zu hören bekommt. Plötzlich donnert ein sonorer Böllerton durch den Fjord, der Pia hat ein etwa hausgroßes Stück Eis abgestoßen, ist wieder ein Stück kleiner geworden, einen weiteren kleinen aber schönen Tod gestorben. Der unheimliche, fast verängstigende Schall fängt sich in den rund 2000 Meter hoch ansteigenden Fjordwänden und widerhallt mehrmals. Niemand fotografiert, jeder staunt und schweigt ehrfürchtig. Auf einer Wanderung zu einem Aussichtspunkt auf einer Art Naturpfad durch urwaldähnliches Gehölz von Bodendeckern und Sträuchern, bemühen sich die Gäste stets in die Fußstapfen des Vordermannes zu treten, um die Natur so wenig wie möglich zu beschädigen. So hat es das junge Expeditionsteam des Schiffes vorher eindringlich erläutert. Auch das „nichts an Land lassen“, aber auf diese Idee käme bei dem majestätischen Anblick der titanischen chilenischen Natur sowieso niemand! Die von den Guides geführten Ausflüge werden zur Wahl stets in drei unterschiedlichen Kategorien angeboten: einfach-herausfordernd-schwierig.
Alle angebotenen Exkursionen für die maximal 200 Gäste entsprechen den strengen Auflagen für den Landgang in diesen herrlichen Naturoasen. Nach ausreichend und reichlich bemessener Zeit geht es zurück zum angesichts der spektakulären Natur fast wie ein Spielzeugmodell anmutenden Schiff, das zwischen den fast senkrecht aufsteigenden Fjordwänden auf seine Gäste wartet.  Nach der überstandenen, tapferen Zodiac-Fahrt, einem Slalom zwischen Eisbrocken und scharfkantigen Schollen, wird den Gästen als Willkommensgruß an Bord heiße Schokolade mit einem ordentlichem Schluck Whisky kredenzt. Und die wird jetzt von den „neuen“ Glaciologen im Stehen lässig und noch in der Schwimmweste auf dem Außendeck genossen.

Figaro und Sauerkraut-Polka

Die elegante Stella Australis hievt den Anker und nimmt Fahrt auf. Kurs: Gletscherallee. Hier reihen sich wie Perlen weitere hellblaue Eismassive auf, die meisten davon reichen nicht mehr bis zum Wasser. Der Entdecker-Haudegen Alberto Agostini hatte sie einst zu Ehren der großen Entdeckernationen benannt.
So passiert das Schiff den Italien-, den Frankreich-, den Deutschland- und den Holland-Gletscher und zu jedem dieser nationalen Gletschergrößen flutet aus den Lautsprechern an Bord Musik aus den dazugehörenden Ländern und kleine landestypische Häppchen werden gereicht. Klar, dass Italien mit Rossinis Figaro und einer kleinen Pizza seinen Gletscher grüßt, nicht verwunderlich dass Edith Piaf ihr unverwüstliches „Rien, je ne regrette rien“ schnarrt und Gilbert Becaud eines seiner Chansons röchelt. Das Ganze zu Käse und Champagner. Und Deutschland? Bei Würstchen und Bier…ertönt die Sauerkrautpolka („…meine Frau die Edeltraud!“) und ein Ziehharmonika-Schmalzschlager aus den Tälern Tirols. Na ja, hier am Ende der Welt, am Finis Terrae, geht das in Ordnung. Oder besser: spielt es angesichts der Naturschönheiten absolut keine Rolle! Fast zwanghaft treibt es die Passagiere an die Reling des Aussichtsdecks, kaum jemand der bei der Gletscherparade keine Kamera in der Hand hält.

Das sympathische Expeditionsteam der STELLA AUSTRALIS nimmt neben seiner Funktion als Gästebetreuer für chilenische Ministerien und Forstbehörden auch Forschungsaufgaben wahr. Schiff und Besatzung verkehren die gesamte Saisonzeit von September bis April regelmäßig in diesem Gebiet. Die Gäste sollen die Möglichkeit erhalten aus erster Hand die neuesten Forschungsergebnisse zu erfahren. Der Leiter des Expeditionsteams, Mauricio, berichtet von regelmäßigen Gletscher- und Wassertemperaturmessungen, Pflanzenbeobachtung und von Vogelzählungen, von Analysen zum Fischbestand. Letzterer bereitet ihm momentan die größten Sorgen! Aus den gigantischen Lachszuchtfarmen sind viele der Zuchtlachse entwichen und haben sich explosionsartig vermehrt. Folge, so erklärt der Wissenschaftler, ist ein aufgrund der Fresssucht dieser eigentlich gebietsfremden Fischsorte, ein völlig aus dem ökologischen Gleichgewicht geratenes Gefüge. Auch hatten die Regierungen in den vergangenen Jahrzehnten großen japanischen und chinesischen Fischereiunternehmen Fanglizenzen gegen viel Geld verkauft und die Asiaten haben das ehemals fischreichste Gebiet der Welt am Humboldt-Strom reichlich und radikal zerfischt. Bis heute, wenn auch notgedrungen reduziert, erfolgt dies mit schwimmenden Fischfabriken an Bord derer der gefangene Fisch sofort verarbeitet wird. Bei dieser Schleppnetzfischerei ist viel Beifang fast beiläufig, vor allem Seelöwen und Pinguine. Dabei werden pro Fangtrawler jährlich etwa 100 – 140 Seelöwen und ungezählte Pinguine getötet. Einheimische, kleine Fischereibetriebe und Fischer, werden streng kontrolliert, z. B. beim Fang der beliebten und besonders teuren Königskrabbe. Wer weibliche Tiere fängt und dabei erwischt wird, verliert seinen Betrieb und wird mit ruinösen Strafen belegt. Die schwimmenden Fischfabriken bleiben dagegen, von einflussreichen Lobbyisten von solchen Überprüfungen weitestgehend verschont.

 

Umwelt und Tourismus als Partner

Das sympathische Expeditionsteam der STELLA AUSTRALIS nimmt neben seiner Funktion als Gästebetreuer für chilenische Ministerien und Forstbehörden auch Forschungsaufgaben wahr. Schiff und Besatzung verkehren die gesamte Saisonzeit von September bis April regelmäßig in diesem Gebiet. Die Gäste sollen die Möglichkeit erhalten aus erster Hand die neuesten Forschungsergebnisse zu erfahren. Der Leiter des Expeditionsteams, Mauricio, berichtet von regelmäßigen Gletscher- und Wassertemperaturmessungen, Pflanzenbeobachtung und von Vogelzählungen, von Analysen zum Fischbestand. Letzterer bereitet ihm momentan die größten Sorgen! Aus den gigantischen Lachszuchtfarmen sind viele der Zuchtlachse entwichen und haben sich explosionsartig vermehrt. Folge, so erklärt der Wissenschaftler, ist ein aufgrund der Fresssucht dieser eigentlich gebietsfremden Fischsorte, ein völlig aus dem ökologischen Gleichgewicht geratenes Gefüge. Auch hatten die Regierungen in den vergangenen Jahrzehnten großen japanischen und chinesischen Fischereiunternehmen Fanglizenzen gegen viel Geld verkauft und die Asiaten haben das ehemals fischreichste Gebiet der Welt am Humboldt-Strom reichlich und radikal zerfischt. Bis heute, wenn auch notgedrungen reduziert, erfolgt dies mit schwimmenden Fischfabriken an Bord derer der gefangene Fisch sofort verarbeitet wird. Bei dieser Schleppnetzfischerei ist viel Beifang fast beiläufig, vor allem Seelöwen und Pinguine. Dabei werden pro Fangtrawler jährlich etwa 100 – 140 Seelöwen und ungezählte Pinguine getötet. Einheimische, kleine Fischereibetriebe und Fischer, werden streng kontrolliert, z. B. beim Fang der beliebten und besonders teuren Königskrabbe. Wer weibliche Tiere fängt und dabei erwischt wird, verliert seinen Betrieb und wird mit ruinösen Strafen belegt. Die schwimmenden Fischfabriken bleiben dagegen, von einflussreichen Lobbyisten geschützt, von solchen Überprüfungen weitestgehend verschont.

 

Magellan Pinguine und Delphine

Bei schönstem Wetter navigiert die STELLA vor Tucker-Island, einer unbewohnten Inselgruppe  im Fjord Seno Almirantazgo. Unbewohnt? Besser: nur von etwa 4.000 Magellan-Pinguinen und anderen Vögeln, meist Kormoranen, besiedelt.  Wieder heißt es in die Boote und die chilenischen Zodiac-Formel 1-Piloten bringen uns in die geschäftigen Hafenstädte der Pinguine. Dort herrscht ein reges Treiben. Jungpinguine zeigen sich im flaumig zerzupften Wollkleid, die Eltern watscheln stolz hinterher. Die Zodiacs schieben sich behutsam auf den Strand und wieder geht der STELLA AUSTRALIS-Crew der Umweltschutz über alles: niemand geht an Land und Expeditionsbegleiterin Sarah erklärt im Boot mit leiser Stimme das Leben der Pinguine. Diese taumeln neugierig und friedlich-arglos interessiert auf die seltsamen, orangen Rettungswestenträger in ihren schwarzen Gummibooten zu. Letztlich weiß man nicht, wer sich mehr über „den anderen“ wundert. Sarah erklärt in fließendem Deutsch, dass die Magellan Pinguine in den Monaten April und Mai bis zu 4000 km nach Norden schwimmen, um sich vor den Küsten Perus dem chilenischen Winter zu entziehen, dann aber im September, dem chilenischen Frühling wieder zur Paarung auf Tucker-Island zurückkehren. Und dass sie auf der IUCN- Liste aufgrund sinkender Bestände bereits in der Vorwarn-Kategorie „near threatened“ geführt werden. Auf dem Weg zurück zum Schiff wird unser Zodiac plötzlich von einigen, offensichtlich zum Spielen aufgelegten Magellan-Delfinen begleitet, die uns ihren schneeweißen Bauch zeigen und torpedoähnlich knapp unter der Wasseroberfläche dahinfliegen.
Am Abend dann in der zentralen  Darwin Lounge, die auch als Vortrags- und Get Together-Raum benutzt wird, ein faszinierender Dokumentarfilm über die Antarktis- Expediton Shackeltons, anschließend ein gemütliches Zusammensein der Expeditionskreuzfahrer an der Schiffsbar. Und jeder Gast erzählt von einer Beobachtung die er, ganz exklusiv,  während des Tages gemacht hat…Delphine…Albatrosse…das Knacken der Gletscher…
Und während die persönlichen Eindrücke der Expeditionsreise geschildert und die gesichteten Delphine mit jedem Bier größer werden…wird draußen die See rauer…! Kurs Süd liegt an.

 

Mythos Kap Hoorn

Nach einer unruhigen Nacht am nächsten Morgen 55 Grad 59 Minuten südlicher Breite: Kap Hoorn - dieser für Seefahrer so mythisch-mystische Ort an der wilden Vereinigung von Atlantik und Pazifik. Und wie es sich gehört, brist es einem Regentropfen wie kleine Nadelstiche ins Gesicht und man denkt unwillkürlich an den unter einem liegenden Schiffsfriedhof. Der Kapitän lässt den Anker rasseln, er erwägt offensichtlich allen Ernstes den chilenischen Marineoffzier, der mit seiner Frau und drei Kindern am Kap lebt, zu besuchen. Albatrosse schießen mit scheinbar völlig unbewegten Flügeln und atemberaubenden Tempo schreiend über die leicht brodelnde Meeresoberfläche dahin. Die alten Horniers hielten sie für die Seelen der hier in den angeblich 800 havarierten Schiffen ums Leben gekommenen Seeleute.
Die STELLA dreht in den heftigen Winden bis der Kapitän den Anker hievt und nach einer anderen Stelle sucht, die es erlauben könnte die Zodiacs zu Wasser zu lassen. Deutlich näher an den über 400 Meter steil ins Meer abfallenden Klippen von Kap Hoorn fällt erneut der Anker. Wieder dreht das Schiff im tosenden Wind, manchmal scheinen wir fast zu nahe an den Klippen zu liegen. Tatsächlich wird ein Zodiac ausgebracht und fährt an das Landungsufer um eine mögliche Anlandung zu erkunden. Diese scheitert aber wegen der gefährlich hohen Brandung, die gischtend in die Gummiboote schlägt. Die Passagiere beobachten, manche eher mit erheblicher Erleichterung, die Rückkehr des Zodiacs. Der Regen hat aufgehört, der Wind zugenommen, das zwei Albatrossen nachempfundene Denkmal am Kap ist wie ein stählernes Fenster nach Süden durch das der Sturm pfeift. Dennoch teilt uns der erfahrene Kapitän Alejandro Navarro mit, dass er jetzt zur Kap Hoorn- Zirkumnavigation ansetzen wird, die Gäste sich aber aus Sicherheitsgründen in die Innenräume gegeben sollen. Und dann geht es durch die „Screaming Fifties“, diesen so launischen Breitengrad- Winkel, die Drake Straße, im Süden kein Land mehr, nur noch die Antarktis.
Fast schiffshohe Wellen gischten bis zum obersten Passagierdeck und überspülen die großen Aussichtsfenster, aber die STELLA zeigt ein ausgezeichnetes Seeverhalten und der Kapitän treibt sie mit Höchstgeschwindigkeit voran. Einigen Mitreisenden ist es dennoch offensichtlich mulmig zu Mute, aber dafür erhalten sie am letzten Reisetag auch ein namentliches Kap Hoorn-Umrundungszertifikat, das der erfahrene Seebär auf der Brücke persönlich unterschrieben hat.
Nach einigen Stunden gleitet das Schiff bei schönstem Sonnenschein in die romantischen Fjordwelten der Wulaia-Bucht. Hier ging einst Charles Darwin an Land und hier lebten die Ureinwohner Chiles, die Yamana-Indianer. Diese meistens in Kanus lebenden See-Nomaden besiedelten ab etwa 4000 v. Chr. die ganze Gegend. Kannten keine Bekleidung. Ihre Frauen tauchten im eiskalten Wasser nach Krustentieren, die Yamana waren stolze Jäger und Sammler. Die vor rund 150 Jahren aus England einwandernden Abenteurer, Goldgräber und Missionare verfolgten die Ureinwohner und wer von ihnen die eingeschleppten Krankheiten wie Tuberkulose, Pocken und Typhus überlebte, wurde ohnehin erschlagen, der ganze Stamm in weniger als 100 Jahren ausgerottet. Heute können die Gäste der STELLA AUSTRALIS auf einem alten Yamana-Pfad wandern und nachgebaute Indianer-Hütten besuchen.

 

„Die erleben doch nichts!“

Am letzten Abend kreuzt die STELLA im goldgelben Licht des Beagle-Kanals und die Stimmung an Bord ist bestens! Irgendwie haben die rund 120 Europäer und 80 Nordamerikaner an Bord durch den Zauber der Natur zu einem zwanglosen großen Ganzen zusammen gefunden, zu einer harmonischen Menschenfamilie. Am nächsten Morgen hat die STELLA bereits an der Pier von Ushuaia festgemacht. Auf Reede, etwa 300 Meter außerhalb, liegt eines dieser riesigen Schiffe für den modernen Massentourismus: die englische MS QUEEN VICTORIA und keiner der von STELLA AUSTRALIS ausschiffenden Gäste kann sich vorstellen mit so einem massentouristischen 2000-Betten- Riesen zu reisen. Man ist sich geradezu mitleidig einig : „ Die erleben doch nichts!“

 

Information:
Die STELLA AUSTRALIS verkehrt von Oktober bis März im 7-Tagesrhytmus ab/bis Punta Arenas, 4 tägige Reisen werden für die Strecke Punta Arenas-Ushuaia, 3-tägige für die Strecke Ushuaia- Punta Arenas angeboten. Das moderne Expeditionsschiff (Baujahr2010) verfügt über 100 große Außenkabinen (Zweibett) und mehrere Lounges. Bordsprachen sind spanisch und englisch, alle Vorträge, Veranstaltungen und Ausflüge werden simultan ins Deutsche übersetzt. Das Leben an Bord ist zwanglos (d.h keine Bekleidungsvorschriften etc.). Frühstück und Mittagessen in Buffetform, Abendessen Tellerservice. Sowohl sämtliche Exkursionen als auch alle Getränke (auch Markengetränke) an Bord sind im Preis inbegriffen. 4 Tage ab Punta Arenas/ bis Ushuaia ab Eur 1.370. Buchbar bei Kreuzfahrtspezialisten oder bei der Reederei direkt (www.australis.com)
Ab Januar 2018 wird zusätzlich das neu gebaute Schwesterschiff VENTUS AUSTRALIS auf gleichen/ ähnlichen Routen angeboten.